Die Lehre im Wandel der Zeit

Wie sich die Lehre und Berufswelt geändert haben: Schlosser Martin Fürndraht blickt zurück.

BEZIRK MÖDLING. 35 Jahre ist es her, dass Martin Fürndraht seine Lehre begonnen hat, mittlerweile bildet der Mödlinger WK-Obmann im familieneigenen Schlosserei-Betrieb in Perchtoldsdorf selbst Lehrlinge aus. Rund um die Lehre hat sich seither viel geändert, wie Fürndraht erzählt: “Ein großer Unterschied ist der, dass Wertschätzung für die Lehre und das Handwerk generell früher noch größer war.” Dazu würden aber auch Firmen beitragen, die sich als Handwerker “verkaufen”, streng genommen aber garkeine sind, und somit auch den Ruf der “echten Handwerker” schädigen. Seit einigen Jahren aber bemerkt auch Fürndraht, wie das Image der  Lehre wieder im Steigen ist: “Gerade in urbanen Gegenden, wo z.B. viele Akademiker leben, die sich im handwerklichen Bereich wenig selbst ‘richten’ können, ist man als Handwerker durchaus gefragt”

Martin Fürndraht in seinem Schlosserbetrieb

Martin Fürndraht in seinem Schlosserbetrieb in Perchtoldsdorf

Man lernt nie aus

Zum wieder steigenden Stellenwert trägt aber auch bei, dass die Lehre selbst immer dynamischer wird: “Damals machte man eine Lehre fertig, dann war man Schlosser – und aus. Heute gibt es das duale System, Lehrlinge machen auch die Matura, und können sich später genauso gut auch noch für ein Hochschulstudium entscheiden”, so Fürndraht. Aber auch die Lehrberufe selbst haben sich wesentlich verändert: “Auch nach Abschluss der Lehre hat man noch lange nicht ausgelernt. Das liegt natürlich auch an der Digitalisierung, so entwickeln sich auch die Maschinen die wir verwenden heutzutage sehr rasch weiter. Auch gibt es immer mehr Zertifizierungen, TÜV-Prüfungen etc, die praktisch ein ständiges Weiterlernen erforderlich machen. Das wiederum motiviert auch die Mitarbeiter sehr, wenn sie sich zusätzlich Qualifikationen aneignen können.”

Am eigenen Beruf des Schlossers sieht Fürndraht aber auch, dass die Aufgabengebiete insgesamt vielschichtiger werden: “Beginnend bei den Materialien, bis hin zur Zusammenarbeit mit anderen Gewerken sind unsere Aufgaben mittlerweile vielfältiger geworden, das wirkt sich natürlich auch auf die Lehre aus.”

Lehre ist vielfältiger geworden

Ein weiterer Pluspunkt der heutigen Zeit ist für Fürndraht auch die Vielfalt an angebotenen Lehrberufen: “Früher gab es gefühlt nur eine Handvoll Lehrberufen, davon waren die einen für die Burschen, die anderen für die Mädchen. Heute gibt es eine Vielzahl an Lehrberufen in den einzelnen Bereichen, die praktisch beiden Geschlechtern offen stehen ohne dass das noch für großes Staunen sorgt. Auch die Ausbildung ist deutlich besser geworden und die Berufsschulen sind top ausgestattet.

Und gibt es auch etwas, das in der “guten alten Zeit” besser war? Fürndraht: “Früher durften die Lehrlinge etwas mehr, da sind die Lehrpläne etwas strenger geworden. So dürfen etwa Schlosserlehrlinge im ersten Lehrjahr noch garnicht schweißen – den eigentlichen Beruf lernt man so unter Umständen erst mit gewisser Verzögerung kennen.

Schwieriger Arbeitsmarkt

Derzeit werden in der Schlosserei Fürndraht übrigens keine Lehrlinge beschäftig, aus einem zur Zeit nicht ungewöhnlichen Grund: “Wir finden derzeit einfach niemanden, es gibt aktuell viel mehr Lehrstellen als geeignete Lehrstellensuchende.

Foto: Rainer Hirss
Quelle: meinbezirk